„Gutachter ist man nicht, man wird es.“
Frank Gollmann, Gutachter Qualitätsprüfung und Mentor
Frank Gollmann ist seit 2010 pflegefachlicher Gutachter und fast genauso lange als Mentor im Medizinischen Dienst Sachsen tätig. Im so genannten Mentoringverfahren begleitet er neue Kolleginnen und Kollegen intensiv während ihrer Startphase im Unternehmen. Worauf kommt es an, wenn man als Pflege-Gutachterin/Pflege-Gutachter in der Qualitätsprüfung arbeiten möchte? Unter anderem auf eine betreute und gut geplante Einarbeitung. Die sorgt dafür, dass neue Mitarbeitende fit für die kommenden Aufgaben sind, gut im Team ankommen und langfristig mit der Arbeit zufrieden bleiben. Frank Gollmann gibt hier unter anderem einen Einblick in seine Mentorentätigkeit und die einzelnen Schritte, die es braucht, damit insbesondere der Anfang für die Neuen gelingt.
Herr Gollmann, warum arbeiten Sie als Mentor?
Frank Gollmann: „Die Arbeit als Gutachter im Bereich der Qualitätsprüfung ist anspruchsvoll und herausfordernd. Es macht mir Freude fachliche Fähigkeiten strukturiert weiterzugeben und die neuen Kolleginnen und Kollegen zielgerichtet zu fördern und fit für die neuen Aufgaben zu machen.“
Welche Eigenschaft zeichnet Sie als Qualitätsprüfer und Mentor besonders aus?
Frank Gollmann: „Fachlichkeit und Erfahrung, Geduld, Zuversicht und auch Beharrlichkeit.“
Warum ist aus Ihrer Sicht die anfängliche Begleitung durch einen Mentor für einen neuen Kollegen, eine neue Kollegin so wichtig?
Frank Gollmann: „Gutachter in der Qualitätsprüfung ist man nicht, man wird es! Die strukturierte Einarbeitung bietet Orientierung und ist ein individueller Lernprozess. Erfahrung und Wissen müssen weitergegeben werden. Unsere Mentoren stellen sich auf den Wissenstand, auf die ganz individuelle Ausgangssituation des neuen Mitarbeitenden ein. Daran gemessen und ausgerichtet erfolgen die einzelnen Einarbeitungsschritte.“
Welche Schritte sind das genau?
Frank Gollmann: „Anhand des Einarbeitungsplanes werden konkrete Termine zum Wissenstransfer, zum Beispiel zur Struktur des Fachbereichs oder zur Rolle des Gutachters geplant und durchgeführt. Dabei werden theoretische Phasen, überwiegend in der ersten Woche, zum Beispiel mit Informationen zur Prüfphilosophie, zu gesetzlichen Grundlagen, schrittweise von praktischen Phasen abgelöst. Die praktische Phase beginnt mit einer Hospitation und endet mit ersten Aktivitäten bei der Qualitätsprüfung. Dabei werden, wie schon erwähnt, ganz genau Vorerfahrung und Kenntnisstände des neuen Mitarbeitenden berücksichtigt. Die neuen Kolleginnen und Kollegen werden darüber hinaus von fachbereichsinternen Expertinnen und Experten zielgerichtet unterstützt. Über unser digitales Lernportal und Dokumente mit fundierten und vertiefenden Inhalten zu den entsprechenden Prüfarten sowie durch Vorträge und Präsentationen lernen die neuen Gutachterinnen und Gutachter schrittweise.“
Wie erleben Sie diese intensiven Einarbeitungsphasen?
Frank Gollmann: „Als Bereicherung! Man lernt nie aus und in jeder Einarbeitung bestehen Berührungspunkte zu neuen Themen, zu neuen Charakteren und zu neuen Situationen. Diese Erfahrungen helfen wiederum dabei, sich auf den nächsten neuen Kollegen für die Einarbeitung einzustellen.“
Wo liegen Ihrer Ansicht nach die größten Herausforderungen im Rahmen der Einarbeitung?
Frank Gollmann: „Den Einarbeitungsstand des neuen Mitarbeitenden immer rasch zu überblicken und entsprechend zu justieren – gegebenenfalls ist es wichtig, bestimmte Inhalte zu vertiefen oder es ist mehr Unterstützung zum Beispiel zum Thema „Prüfplanung“ erforderlich. Wichtig ist es auch, zeitnahe und transparente Rückmeldungen zum aktuellen Einarbeitungsstand an die Teamleitungen und den neuen Kollegen, die neue Kollegin zu geben.“
Wie gehen Sie selbst mit belastenden Prüfsituationen in Pflegeeinrichtungen um? Was empfehlen Sie diesbezüglich neuen Kolleginnen, Kollegen?
Frank Gollmann: „Man muss auf jeden Fall eine Balance zwischen belastenden Prüfsituationen und dem Privatleben finden. Die sachorientierte Betrachtungsweise und der offene Austausch mit anderen Kolleginnen und Kollegen helfen, Herausforderungen zu meistern.“
Welche besonderen Herausforderungen erwarten die Gutachterinnen, Gutachter im Bereich Pflege Qualitätsprüfung?
Frank Gollmann: „Die Herausforderung besteht in der Verschiedenheit der Prüfarten und den damit verbundenen unterschiedlichen Prüfrichtlinien. Darüber hinaus treffen in der Prüfsituation mitunter verschiedene Sichtweisen zwischen Pflegeeinrichtung und Gutachterin, Gutachter aufeinander. Ergebnisse der Qualitätsprüfung müssen in den Pflegeeinrichtungen kommuniziert und in der vorgegebenen Frist schriftlich in einem Prüfbericht abgebildet werden.“